Existenzgründung
Vom 12.9.2020
Sich endlich selbstständig machen, gutes Geld verdienen, eine eigene Idee umzusetzen, nicht mehr mit dem Chef herumschlagen müssen und alles nach den eigenen Wünschen zu gestalten – die Selbstständigkeit ist in der Theorie der Himmel und zugleich der beste Weg zum beruflichen Glück. Das stimmt auch, wenn alles gut läuft. Aber was, wenn nicht?
Die eigene Leidenschaft zum Job machen und selbstständig sein bringt enorme Freiheit mit sich, aber auch mehr Arbeitszeit und auch viel Verantwortung. Dies betrifft vor allem die Anfangsphase. Es heißt nicht zufällig selbst und ständig zu arbeiten, wenn man selbstständig ist. Außerdem hat nicht jeder Mensch die Voraussetzungen für die Selbstständigkeit.
Welche Voraussetzungen müssen für die Selbstständigkeit erfüllt werden?
In Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten der Selbstständigkeit. Diese Möglichkeit steht grundsätzlich jedem deutschen Staatsbürger bzw. EU-Bürger offen. Doch die Voraussetzungen für die Selbstständigkeit ist zweierlei:
• Fachliche Qualifikation
Du musst auf deinem Gebiet über Expertise verfügen, um erfolgreich selbstständig zu sein, was besonders wichtig ist, wenn man beispielsweise einen Existenzgründungszuschuss oder andere finanzielle Unterstützungen in Anspruch nehmen will. Der Existenzgründungszuschuss wird von der Agentur für Arbeit gezahlt und zwar erst, wenn ein tragfähiges Geschäftskonzept vorgelegt wird. Dazu zählen z. B. auch Zuverlässigkeitsbescheinigungen (bei Taxifahrern) oder Zulassungsnachweise wie ein Meisterbrief im Handwerk. Also musst du nicht nur in der Lage sein, dein Wissen im kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Bereich anzuzeigen, sondern auch die Frage beantworten zu können, was du den Kunden anbieten kannst, dass es auf dem Markt noch nicht gibt.
• Persönliche Voraussetzungen
Von dir wird eine gewisse Risikofreude abverlangt, wenn du in Richtung Unternehmertum gehen willst. Es gibt immer wirtschaftliche Unwägbarkeiten, auch wenn deine Idee ausgereift ist. Du wirst mit der Selbstständigkeit Schwierigkeiten haben, wenn du dem Sicherheitsdenken zu stark orientiert bist. Außerdem wirst du jetzt auch für diejenigen Bereiche zuständig sein, die früher dein Chef gemanagt hat. Somit musst du an die Altersvorsorge denken und eigenständig in die Sozialversicherungen einzahlen. Verhandlungsgeschick, Kompromiss- und Kommunikationsfähigkeit sowie soziale Kompetenz sind unerlässlich, weil du es mit Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Kunden zu tun haben wirst. Vergiss nie, dass die unangenehmen Teile deiner Arbeit kein anderer für dich übernehmen wird.
Es existieren verschiedene Arten der Selbstständigkeit, wenn sowohl die fachlichen als auch persönlichen Voraussetzungen stimmen, darunter:
- Nebenberufliche Selbstständigkeit
Fehlende Kenntnisse und/oder fehlendes Kapital können ein Grund für die nebenberufliche Selbstständigkeit sein. Auf diese Weise kannst du in dem jeweiligen Bereich das noch fehlende Fachwissen erwerben. Ein bestehendes Arbeitsverhältnis garantiert dir außerdem die finanzielle Sicherheit, während die eigene Existenzgründung langsam erste Einkünfte abwirft.
- Selbstständigkeit aus der Arbeitslosigkeit
Die Selbstständigkeit kann für Arbeitslose zum ohnehin fehlenden Angestelltenverhältnis eine reizvolle Alternative sein. Du kannst in dieser Kategorie deine Selbstständigkeit sogar mit staatlichen Fördermitteln finanzieren. So kann zum Beispiel der Gründerzuschuss von Arbeitslosengeldempfänger (ALG I) beantragt werden. Die Handwerks- und Industriekammern sowie die Arbeitsagenturen beraten dich dazu. Das sogenannte Einstiegsgeld vom Jobcenter kann für Empfänger von ALG II gewährt werden.
- Selbstständigkeit per Franchise
Du brauchst bei der Selbstständigkeit per Franchise (auch Franchising genannt) keine eigene Idee, sondern nur die Branche, in der du selbstständig per Franchise werden willst. Damit greifst du auf ein bereits bestehendes System zurück, was ein großer Vorteil für dich ist. Dieses System hat sich bereits bewährt und ist erfolgreich. Dem Lizenznehmer steht der Lizenzgeber mit Ratschlägen zur Seite. Außerdem profitierst du bestehenden Marketing der Franchise, das bereits auf die Beine gestellt wurde. Beim Franchising brauchst du im Vergleich zu anderen Formen der Selbstständigkeit ein geringeres Startkapital, jedoch bestehen hier auch kleinere Gestaltungsmöglichkeiten. Aus einem McDonalds kann man kein Gourmet-Restaurant machen und es bleibt immer ein McDonalds.
- Übernahme eines bestehenden Unternehmens
Als Nachfolger eines bestehenden Betriebs gehst du im Vergleich zu anderen Formen der Selbstständigkeit ein geringes Risiko ein. Wenn beispielsweise der Vorgänger in den Ruhestand geht, kannst du in den meisten Fällen auf einen bereits bestehenden Kundenstamm zurückgreifen. Du musst dich natürlich über das Unternehmen gründlich informieren, insbesondere über den Markt und die tatsächliche wirtschaftliche Lage des Unternehmens. Natürlich musst du den Markt auch verstehen, um nicht in die Gefahr zu laufen, langjährige Kunden zu vergraulen. Die Devise lautet: Bestandskunden weiter binden und Neukunden dazu gewinnen.
Bewahre dich vor diesen 3 Selbstständigkeitsmythen
Es ist unbestritten, dass die Selbstständigkeit im Vergleich zum klassischen Angestelltenverhältnis einige Vorteile mit sich bringt. In der Vergangenheit haben sich rund um das Thema „Selbstständigkeit“ auch zahllose Legenden und Mythen etabliert. Darum findest du im Folgenden die häufigsten Selbstständigkeitsmythen:
1. Du arbeitest, wann du möchtest
Selbstständige haben mit Sicherheit mehr Freiheiten als Beschäftigte, aber man arbeitet selbst und ständig. Dies stimmt auch: Bis die Selbstständigkeit etabliert ist, ein fester Kundenstamm ausgebaut wurde und alles rund läuft, können mindestens 3 Jahre vergehen. Viele Gründer arbeiten in dieser Zeit mehr als 60 Stunden in der Woche, was auch das Wochenende mit einschließt. Du musst dich nach den Kundenwünschen richten und für die Kunden auch erreichbar sein. Schnell gerätst du in eine Situation, in der du eigentlich dann und so viel arbeitest, wie es deine Kunden wollen.
2. Du arbeitest, wo du willst
Der Traum vieler Arbeitnehmer ist, den Laptop am Strand, im Zug oder Unterwegs aufzuklappen und zu arbeiten. Das funktioniert tatsächlich in manchen internetlastigen Jobs und Branchen. Sobald du aber ein Büro oder ein Ladenlokal für deine Mitarbeiter oder Kunden brauchst oder ein Projekt beim Kunden vor Ort stattfinden muss, ist es in der Regel vorbei mit der Freiheit.
3. Du hast deine eigenen Regeln, nach denen du arbeitest
Es ist zwar eine schöne Idee, nach den eigenen Regeln zu spielen und der eigene Chef zu sein, jedoch ist es nur eine graue Theorie. Du kannst solche Spielregeln auch tatsächlich definieren, aber die Kunden spielen nicht unbedingt nach deinen Regeln – und Kunden brauchst du, um Umsatz zu generieren. Am Anfang sieht die Situation mit den Regeln eher anders aus: Bei Projekten für oder mit anderen Firmen befolgst eher deren Regeln, auch was Zahlungsziele und Rechnungsstellung anbelangt. In solchen Fällen ist Abweichen keine gute Idee.
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