Praxis-Tipps
Vom 21.7.2020
Die Voraussetzung dafür, dass man überhaupt ein Unternehmen gründen kann, ist eine gesicherte Finanzierung. Bei der Existenzgründung spielen die Fördermittel neben der Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung deshalb eine wichtige Rolle.
Wichtige Programme und Anlaufstellen für die Gründungsförderung
Dass die Existenzgründung gefördert wird, liegt auch im öffentlichen Interesse. Aus diesem Grund gibt es für Gründerinnen und Gründer in Deutschland diverse Hilfen. So können Gründungen aus der Arbeitslosigkeit vom Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) durch die Finanzierung von individuellem Coaching und Existenzgründerseminaren unterstützt werden. Weitere Fördermöglichkeiten sind das Einstiegsgeld bei ALG-2-Bezug bzw. der Gründungszuschuss für ALG-1-Empfänger der Bundesagentur für Arbeit. Unter bestimmten Voraussetzungen besteht bei Selbstständigkeit weiterhin die Möglichkeit, sich freiwillig gegen Arbeitslosigkeit abzusichern.
Die KfW-Förderung steht für Finanzierung durch Kredite mit Teilbürgschaften und günstigen Konditionen. Außerdem können auch Beratung und Coaching gefördert werden. Darüber hinaus kooperieren die Landesförderbanken mit der KfW, wobei sie ihre eigenen Programme aufgestellt haben. Daher solltest du dich über die Möglichkeiten im eigenen Bundesland informieren. Wenn du als Existenzgründer mit wenig Sicherheit einen Kredit bei der Hausbank aufnehmen möchtest, kann dir mit einer öffentlich geförderten Teilbürgschaft durch die Bürgschaftsbank deines Bundeslandes geholfen werden.
Die Beantragung der Förderung erfolgt über die Hausbank bzw. eine andere Geschäftsbank. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützt ebenfalls technologieorientierte und junge Existenzgründungen bei der Teilnahme an wichtigen Messen und fördert deren Beratung. Zudem gibt es Zuschüsse, welche die Investorengewinnung erleichtern.
EXIST ist ein ebenfalls erwähnenswertes Programm vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Durch dieses Programm soweit dessen Stipendien und Zuschüsse werden im wissenschaftlich-technischen Bereich innovative Gründungen aus dem Hochschulbereich gefördert.
Mögliche Formen der Gründungsfinanzierung
In den meisten Fällen gehört zur Existenzgrundfinanzierung sowohl Fremd- als auch Eigenkapital. Entweder du selbst, deine Anteilseigner oder Mitgründer bringen das Eigenkapital ins Unternehmen. Daraus ergeben sich, je nach Vertragsgestaltung und Rechtsform, zum Teil Rechte zu Mitbestimmungsmöglichkeiten, die Teilhabe am Erfolg sowie auch ein gewisses Verlustrisiko.
Beim Fremdkapital handelt es sich um Kredite, die du nach einem vereinbarten Plan zurückzahlen musst. Diese Kredite werden dir gegen Zinszahlungen gewährt. Heutzutage findest du ein vielseitiges Kreditangebot, jedoch kann es auch zu bestimmten Schwierigkeiten bei der Aufnahme eines Kredites kommen. Damit sind vor allem Gründer und Selbstständige gemeint, da diese keinen Nachweis eines regelmäßigen Einkommens besitzen.
Du hast jedoch auch andere Möglichkeiten neben klassischen Filialbank-Krediten, darunter:
- Kredite für Freiberufler
- Kredite für Selbständige ohne Sicherheiten
- Kredite Ohne Schufa-Prüfung oder Einkommensnachweis
- Geschäftskredite
- Unternehmenskredite
- Existenzgründerdarlehen
Die Möglichkeiten der Finanzierung aus dem Eigenkapital sowie die daraus folgenden Rechte, Risiken und Ansprüche der Kapitalgeber ergeben sich grundsätzlich aus der Rechtsform. Als Einzelgründer ohne andere Kapitalgeber musst du den Gewinn mit niemandem Teilen und kannst alles selbst entscheiden. Es gibt natürlich diverse Möglichkeiten der Teamgründung als Kapital- oder Personengesellschaft. Sollten die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, musst du dich auf Investorensuche machen. Im Normalfall muss auch für die Gewährung eines Kredits ein bestimmter Eigenkapitalanteil vorhanden sein.
Besondere Möglichkeiten gibt es speziell im Bereich der Existenzgründungsfinanzierung, die besonders erfolgversprechenden und innovativen Unternehmen zusätzliche Chancen bietet. Dahinter steht oft die Hoffnung der Investoren, dass die Anteile am Unternehmen eine starke Wertgewinnung aufweisen und mit oder ohne Gewinnen irgendwann wiederverkauft werden können. Investoren, die in das Unternehmen ihre umfassenden Erfahrungen einbringen und es auch auf eine fachliche Art und Weise unterstützen, kennt man als Business Angel. Deshalb sind mit der Beteiligung auch Mitsprache- und Informationsrechte verbunden. Es gibt auch andere Möglichkeiten, um Eigenkapitalgeber zu finden, darunter:
• Crowdinvesting und Crowdfunding
Beim Crowdinvesting beteiligen sich an einem Startup zahlreiche Privatpersonen, die Anteile am Unternehmen als Gegenleistung erhalten. Hierbei handelt es sich um eine typische Eigenkapitalfinanzierung, wo die Investoren von den Gewinnen der Existenzgründung profitieren. Crowdfunding hingegen zielt auf die Unterstützung und Förderung von sozialen und künstlerischen Projekten ab. Hier wirbt das Startup Barmittel ein, jedoch erhalten die Anleger als Gegenleistung keine Anteile. Vielmehr besteht die Gegenleistung in Form einer Sachleistung. Also besteht auch kein Mitspracherecht für die Investoren beim Crowdfunding.
• Venture-Capital
Auch Wagnis- oder Risikokapital genannt, ist Venture-Capital ein Private Equity bzw. außerbörsliches Beteiligungskapital. Dieses Kapital wird an besonders riskant einzustufende Existenzgründungsvorhaben zur Beteiligung durch Venture-Capital oder Beteiligungsgesellschaften bereitgestellt. Beteiligungsgesellschaften können Versicherungsgesellschaften, Banken oder Unternehmen sein, die Anteile in Höhe des prozentual eingebrachten Kapitals erhalten.
• Seed Acceleratoren (engl. Startbeschleuniger)
Der Begriff Accelerator kommt in der internetbasierten Startup-Welt sehr häufig vor. Hierbei handelt es sich meistens um Gemeinschaften, die Existenzgründungen durch intensive Unterstützung innerhalb eines kurzen Zeitraums bei der Beschleunigung des Geschäftsvorhabens helfen. Häufig erfolgt die Unterstützung durch die Acceleratoren durch Bereitstellung von Arbeitsplätzen und Büroausstattung, Kontakten, PR-Kanälen sowie Netzwerken, umfangreichen Coachings und Wissensvermittlung. Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch der Zugang zu finanziellen Mitteln. Die Acceleratoren erhalten als Gegenleistung einen Unternehmensanteil und somit auch einen Gewinnanteil.
• Business Inkubator
Inkubatoren unterstützen die Existenzgründungen auf ihrem Weg der „Brut“, wobei für den Wachstumsprozess kontrollierte Außenbedingungen geschaffen werden. Business Inkubatoren treten oft als Gründungszentren in Erscheinung, deren Hauptaufgabe in der Beratung der Existenzgründungen besteht. Zudem werden weitergehende Leistungen erbracht, wie z. B. das Bereitstellen von komplexen Dienstleistung- und Servicepaketen oder von Büroräumen und Mietflächen bis zu vollständiger Büroausstattung. Die investierten Mittel fließen nach erfolgreichem Aufbau der Existenzgründung indirekt zurück.
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