Selbständigkeit
Vom 19.9.2020
Es ist wunderbar, wenn die Selbstständigkeit schon in den Fingern juckt. Nach der ersten Euphorie folgt jedoch die Frage, was noch alles ansteht, bis man die Selbstständigkeit erreicht. Einen ersten Überblick bekommst du mit der folgenden Checkliste.
Bist du ein Unternehmertyp?
Du möchtest autonom über die eigene Schlafzeit bestimmen und hast Probleme mit Autoritäten? Dann bist du für die Selbstständigkeit bereit. Und das ist kein Scherz, denn es gibt keinen bestimmten "erfolgversprechenden" Gründertypen. Natürlich ist es trotzdem sinnvoll, sich mit allen Eigenschaften auseinanderzusetzen, egal ob sie hinderlich oder günstig sind. So kannst du dich besser auf die eigenen Herausforderungen vorbereiten.
Bist du bereit, arbeitslos zu werden?
Das Arbeitsamt hat kein Interesse daran, dass bereits Beschäftigte im Angestelltenverhältnis ihre Jobs kündigen und die Selbstständigkeit anstreben. Deshalb können nur Arbeitslose den Existenzgründungszuschuss beantragen. Also musst du bereit sein, mindestens einen Tag lang arbeitslos zu sein. Zudem gibt es ein Problem beim Arbeitslosengeld, da dieses eine Sperrfrist bekommt, wenn man seinen Job selbst kündigt, was auch auf den Existenzgründungszuschuss Auswirkungen hat. Zudem muss der Gründer für die Selbstständigkeit ein tragfähiges Konzept vorweisen können. Je nachdem, wie viel Geld noch im Topf ist und welcher Sachbearbeiter dafür zuständig ist, wird der Zuschuss mehr oder weniger einfach bewilligt – oder überhaupt noch.
Finde ein gutes Buchhaltungssystem
Die meisten fühlen sich nicht wohl, wenn sie das Wort Buchhaltung hören. Aber in Wahrheit ist Chaos beim Controlling und der Buchführung einer der häufigsten Gründe für das Scheitern. Lass dich nicht davon erschrecken, denn du kannst dies vermeiden, indem du ein geeignetes Buchhaltungssystem findest. Dabei musst du nicht einmal die kostenpflichtigen und bekannten Programme von Lexware in Anspruch nehmen. Viele Gründer haben positive Erfahrungen auch mit anderen, weniger bekannten Softwarepaketen gemacht. Ein simples Programm ist besonders für Neulinge passender, da es über die komplette Grundausstattung zur Finanzplanung sowie nützliche Tools zum Thema Unternehmensführung und Businessplan beinhaltet. Wer für die Erstellung von Rechnungen und Angeboten lediglich ein Werkzeug benötigt, kann auf bestimmte Tools zurückgreifen und sich selbst weiterhelfen.
Besuche Seminare für Existenzgründer
Es müssen nicht immer die großen Dinge sein – ein Nervenzusammenbruch kommt manchmal auch bei der Gewinn- und Verlustrechnung oder beim Thema Steuern. Aus diesen Gründen solltest du Seminare für Existenzgründer besuchen. Gründer sind bei den örtlichen Handels- und Industriekammern an den richtigen Adressen, wenn es um allgemeine Fragen zur Existenzgründung geht. Um persönliche Defizite zu kompensieren, reicht es manchmal auch gezielte Fokuspunkte zu setzen. Mittlerweile gibt es viele Kurse auch als Online-Seminare, die zum Teil sogar kostenlos sind und flexibel von zu Hause aus begleitet werden können. Dies spart vor allem eine Menge Zeit.
Welche Versicherung auswählen?
Es kommt nicht selten vor, dass Selbstständige privat versichert sind und ihre Angestellte gesetzlich. Kein Gründer sollte es sich so einfach machen. Als Selbstständiger ist man manchmal besser in der gesetzlichen Krankenversicherung aufgehoben, wie z. B. wenn chronische Krankheiten vorliegen oder Kinder geplant sind. Bei Versicherungsbeginn spielen das Alter und auch die Höhe des erwarteten Einkommens eine Rolle. Hierbei gibt es eine Grundsätzlichkeit: Eine private Krankenversicherung ist sinnvoller, je höher das erwartete Einkommen ist. Aufgrund der kürzeren Lebenserwartung profitieren auch Männer, da sie weniger Beiträge zahlen müssen.
Wie wichtig sind Flyer, Visitenkarten, Logo und Webseite?
Viele Selbstständige trauen sich nicht in die Öffentlichkeit, wenn sie nicht bereits herausragende Visitenkarten, ein überzeugendes Corporate Design, vierfarbige Briefbögen und eine schicke Webseite vorweisen können. Die Wahrheit ist: Die Umsetzung all dessen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und kostet Geld. Und am Anfang sollte man seine Zeit und sein Geld lieber in andere Dinge investieren, wie zum Beispiel in den Aufbau eines Netzwerkes. Sollte es dann irgendwann zur Werbemittelgestaltung kommen, sind Online-Druckereien im Vergleich zum Copyshop von nebenan um ein Vielfaches günstiger.
Ziehe Coworking-Spaces in Erwägung
Die Vorstellung vom Home-Office ist zunächst einmal traumhaft, jedoch fällt nach einer gewissen Zeit vielen die Decke auf den Kopf und auf Dauer sind wenig Sozialkontakte und viel Arbeit eben nicht förderlich. Außerdem fehlt auch die Kreativität. Um dies zu vermeiden, kannst du zu Coworking-Spaces zurückgreifen, wo sich tageweise Schreibtische im Großraumbüro anmieten lassen. Zudem können hier Selbstständige in Ruhe arbeiten, obwohl es noch andere im Büro gibt und nicht selten entwickelt sich daraus auch die Möglichkeit eines gemeinsamen Projektes. Darüber hinaus bekommt man beim Verlassen des Gebäudes ein Gefühl von Feierabend. Online kannst du ganz einfach herausfinden, ob es in deiner Stadt entsprechende Angebote an Coworking-Spaces gibt.
Netzwerken ist bei der Selbstständigkeit nicht zu unterschätzen
Oftmals geschieht es, dass Gründer das Thema Netzwerken unterschätzen. Zudem schieben sie das Netzwerken zeitlich hinaus, sobald die Geschäfte laufen und den richtigen Kurs eingenommen haben. Netzwerken ist besonders für Selbstständige ein wichtiges Thema, denn meistens ergeben sich über den persönlichen Kontakt wichtige Kooperationen, Partnerschaften und Kontakte. Mindestens einer der Mitgründer in einem Gründerteam sollte Freude am Netzwerken haben. Beim Netzwerken hängt natürlich von der Branche ab, welche Veranstaltungen sinnvoll sind. Der Open Coffee Club ist aber für alle Selbstständige ein erster Anlaufpunkt. Dieser findet in sämtlichen deutschen Städten monatlich statt. Hier tauschen sich Unternehmer und Freelancer bei einem morgendlichen Kaffee aus und knüpfen Kontakte.
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